13. Februar 2019
Über 2.900 Einsätze gab es für die Notfallseelsorge (NFS) im Stadt- und Landkreis Karlsruhe seit ihrer Gründung vor 15 Jahren, im Durchschnitt rund 200 im Jahr. Die Zahlen machen deutlich wie wichtig der Dienst der Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger vor Ort ist, für die Menschen, die gerade Schlimmes erlebt und verarbeiten müssen oder die Einsatzkräfte selbst.
Notfallseelsorger werden über einen längeren Zeitraum ausgebildet um ihre Arbeit vor Ort gut und richtig machen und den Betroffenen helfen zu können. Siegfried Weber war seit Anbeginn der Leiter der NFS von Seiten der Evangelischen Kirche in Karlsruhe, gemeinsam mit Peter Bitsch von der Katholischen Kirche. Weber beendet jetzt seinen Einsatz im Leitungsteam und ihm folgt Daniel Paulus nach, der sich heute der Presse vorstellte.
Der 36jährige Religionspädagoge und Gemeindediakon ist selbst ausgebildeter Notfallseelsorger.
Unsere Arbeit richtet sich sowohl an die Betroffenen selbst, bei der „Krisenintervention“ vor Ort, als auch an die Einsatzkräfte, bei der sogenannten „Einsatznachsorge“.
Daniel Paulus
Und der Dienst der NFS sei sehr gefragt, so der 36jährige.
Bei der Krisenintervention erleben wir Einsätze, die über das Normale hinausgehen und die auch die Einsatzkräfte stark belasten.
Das war zum Beispiel beim Unglück in der Nähe von Philippsburg der Fall, bei dem ein Kleinflugzeug mit einem Hubschrauber kollidiert ist und bei dem mehrere Menschen ums Leben gekommen sind.
Die NFS leistet erste Hilfe für die Seele, für die Betroffenen und die Einsatzkräfte.
Notarzt und Rettungssanitäter kümmerten sich um die medizinische Versorgung und Behandlung; die Notfallseelsorger sind für die vom Unglück Betroffenen und ihre Angehörigen da.
Wir werden durch die Leitstelle alarmiert und sind innerhalb einer halben Stunde vor Ort.
Siegfried Weber
Notfallseelsorger hätten die Aufgabe den Menschen beizustehen, denen in diesem Moment, im wahrsten Sinne des Wortes, der Boden unter den Füßen weggezogen worden ist.
Es geht darum, dass sie den ersten Schock überwinden, wieder handlungsfähig werden.
Ein solcher Einsatz könne mitunter mehrere Stunden dauern.
Es ist wichtig, dass wir da sind und dableiben können, denn die Rettungskräfte müssen wieder gehen, den oder die Betroffenen zurücklassen.
Peter Bitsch
So begleiteten Notfallseelsorger die Polizei beispielweise auch bei der Überbringung von Todesnachrichten.
Zuhören, da sein und mit ihnen aushalten, das ist das, was die Menschen in diesem Moment am meisten brauchen.
Daniel Paulus
Und auch für die Einsatzkräfte sind der Austausch und das Gespräch miteinander ein wichtiges Angebot, das die NFS durch die Einsatznachsorge anbietet.
Wir wissen, dass die Hilfskräfte bei ihrer Arbeit vor Ort enorm viel aushalten müssen und wir sind auch für sie da und bieten ihnen unsere Unterstützung an.
Und auch ihnen hilft es, wie die Fachleute wissen, wenn ihnen jemand zuhört.
Die Notfallseelsorge wird von der Evangelischen und Katholischen Kirche getragen und drei Viertel des Etats der ihr im Jahr zur Verfügung steht, finanzieren die Kirchen. Außerdem erhalten sie finanzielle Mittel durch Spenden.
Bericht und Foto: Christina Müller, Öffentlichkeitsarbeit, Evangelische Kirche in Karlsruhe